Als die Elterninitiative Otzberg e.V. mit ihrer „Rappelkiste“ im Juli 2016 der LAG freie Kitaträger beitrat, ahnte man noch nicht, wie eng ein Jahr später die Zusammenarbeit werden würde. Dem Trägerverein der eingruppigen Kinderkrippe drohte das Geld auszugehen – eine ernste Situation für die Kinder, Eltern und Pädagoginnen der kleinen Einrichtung im Landkreis Darmstadt-Dieburg.

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Räumlichkeiten der Rappelkiste in Otzberg. Beinahe hätte die Einrichtung schließen müssen.

Seit 1984 besteht die Rappelkiste bereits und – unglaublich aber wahr – seit dieser Zeit hatte sie sich fast komplett selbst finanziert. Einen aktiven Austausch mit der Gemeinde gab es nicht. Die Situation direkt vor der Existenzkrise beschreibt die jetzige Leitung Jennifer Forkert deshalb rückblickend als bereits angespannt: Fachkräfte waren überwiegend als Aushilfen beschäftigt und deutlich unter Tarif bezahlt. Mit Hilfe von Privatspenden rettete sich die Einrichtung regelmäßig ins nächste Kita-Jahr. Das Arbeitsklima litt unter diesem Umstand. Eine erhöhte Mitarbeiterfluktuation war die Folge – keineswegs der Idealzustand für die Außer-Haus-Betreuung von Kleinkindern, die auf stabile und kontinuierliche Beziehungen angewiesen sind. Anfang des Jahres 2017 drohte die Situation zu eskalieren. Damit die Einrichtung überhaupt die Gehälter der Fachkräfte zahlen konnten, zahlten Eltern Beiträge im Voraus, um die Liquidität des Vereins aufrechtzuerhalten.

Die Krise war alleine nicht mehr zu bewältigen

Als der Vorstand feststellte, dass die Gehälter nicht weitergezahlt werden könnten, wurde vom damaligen Kassenwart der Kontakt zur LAG gesucht. Bereits zu Beginn der Beratung wurde klar, was weder der Elterninitiative noch dem amtierenden Bürgermeister bewusst war: Die Rappelkiste hat einen Anspruch auf eine angemessene finanzielle Unterstützung durch die Gemeinde.

Von einer zunächst anvisierten Einmalzahlung zur Rettung der Krippe gelang es mit Hilfe der ehemaligen LAG-Fachberaterin Tanja Mützel einen soliden Betreibervertrag mit dem Rathaus zu schließen. Dieser wurde in zahlreichen Sitzungen verhandelt und ausgearbeitet. Ein Prozess, der die Gemeinde und die Elterninitiative so eng zusammenwachsen ließ, dass sich auch Bürgermeister Matthias Weber in der Beschlusssitzung zum Vertrag entschieden gegen laute Kritik an der Höhe der Summe stellte und die Rappelkiste und ihre Finanzierung verteidigte. So gelangen der Abschluss und die Sicherung der Zukunft der Einrichtung.

Mehrere Veränderungen fanden gleichzeitig statt

Die Trägerfachberatung durch die LAG freie Kitaträger verhalf der U3-Einrichtung aber nicht nur zum Vertragsabschluss mit der Gemeinde. Sie leitete auch weitere Veränderungen hin zu einer professionellen Kindertageseinrichtung ein. Vorstand und Einrichtungsleitung entschieden sich, alle Unterlagen den Verein betreffend im Büro der Krippe zu bündeln. Außerdem hatten die Mitglieder des Vereins die Einrichtungsleitung in der Krisensituation mit in den Vorstand des Elternvereins gewählt, um einen Gesamtüberblick in einer Person zu erreichen. Auf Basis der neuen Finanzierung stellte der Träger zudem Fachkräfte fest an und schaffte so eine kontinuierliche qualitätsvolle Erziehung, Bildung und Betreuung für Kinder unter drei Jahren.

Ein anstrengender Prozess – ein gutes Ergebnis

„Leicht war hier gar nichts…“ sagt Leitung Jennifer Forkert, als sie an die anstrengende Zeit und die große Unsicherheit zurückdenkt. Jedoch kann sie mittlerweile dabei lachen und ist voller Lob für die Zusammenarbeit mit LAG-Fachberaterin Tanja Mützel, die in einem intensiven Prozess zu einem guten Ergebnis für die Elterninitiative Otzberg e.V. und ihre Rappelkiste führte. Über die LAG freie Kitaträger fügt sie an: „Es ist schön zu wissen, dass man da jemand hat…“

Artikel über den Vetragsabschluss auf echo-online aus dem Juli 2018: Otzberg ordnet Betreuung neu

Webseite der Elterninitiative Otzberg e.V. und ihrer Kinderkrippe “Rappelkiste”