Zum Thema „Mit Kindern über Krieg sprechen“ eröffnete die LAG am Mittwoch, den 23. März 2022, ihre virtuellen Räume und lud Mitglieder ein, auf einem Fachtag mit Lisa Funk, Expertin in der Frühen Kindheit und Familylab Familienberaterin, das schwierige Thema zu bearbeiten. In der Veranstaltung kamen über dreißig Fachkräfte zusammen. Sie setzten sich damit auseinander, welchen Platz das aktuelle Thema Krieg in der Kita einnehmen kann beziehungsweise sollte. LAG-Fachberaterin Verena Hausen hat das Wesentliche des Fachtags zusammengefasst.

Zum Einstieg der Fachveranstaltung “Mit Kindern über Krieg sprechen” lud die Referentin Lisa Funk die Teilnehmer*innen dazu ein, im Rahmen der Selbstfürsorge darüber nachzudenken, wie viel Raum der Krieg in der Ukraine für jeden einzelnen (privat, mit Freunden, im Team) einnehmen soll. Es zeigte sich, dass es zum persönlichen Wohlbefinden beitragen kann, sich individuell gut zu überlegen, wann und wie umfangreich jeder auf das Thema eingehen möchte. Um stabil zu bleiben sei es wichtig, Medien bewusst zu konsumieren, Hobbys beziehungsweise schöne Aktivitäten zu pflegen, aktiv zu werden und vor allem zu spüren und zu sagen, wenn es zu viel wird.

Nicht mit allen Kindern und nicht über alles mit ihnen sprechen

Orientiert am Alter der Kinder stellte Lisa Funk dar, welche Antworten die Entwicklungspsychologie liefert auf die Frage, sollen wir/können wir den Krieg in der Ukraine mit Kindern thematisieren oder nicht beziehungsweise wie wäre es angebracht. An dieser Stelle können nicht alle Aspekte dazu wiedergegeben werden. Funk betonte jedoch, dass der Krieg mit U3-Kindern nicht thematisiert werden soll. Hier sollten Erwachsene sogar darauf achten, in Anwesenheit von Kindern keine Medien mit Ton und/oder Bild zu nutzen, die Kriegsszenerien zeigen. U3-Kinder können die Geschehnisse nicht einordnen. Wenn Kinder im Vorschulalter Interesse zeigen, können Fachkräfte und Eltern das Thema aufgreifen. Mit Kindern im Grundschulalter kann das Thema auf die Kinder abgestimmt angesprochen werden. Auch moralische Fragen können aufgegriffen werden (z.B. Sind alle Russen böse?).

Kind mit ukrainischer Legofahne und einem Schild, auf dem "Stopp War" steht
Junge mit ukrainischer Flagge aus Legosteinen: Auf einen Zettel hat er auf Englisch “Stoppt Kriege!” geschrieben.

Worauf beim Sprechen mit Kindern über den Krieg zu achten ist

In ihren Ausführungen ging die Referentin darauf ein, worauf Erwachsene beim Sprechen mit den Kindern achten sollen. Wichtig hierbei ist:

  • Kinder zu beobachten, sie wahrnehmen und abzuholen
  • Zu forschen: Was ist der Wissenstand der Kinder zu ihrer Fragestellung? (W-Fragen stellen)
  • Altersgerecht zu erklären: Beispiele aus dem Alltag der Kinder nutzen, Handpuppen, Spielfiguren etc. einsetzen
  • Sicherheit schenken: “Hier und jetzt sind wir sicher, Erwachsene kümmern sich um Konfliktlösungen.”
  • Kindern zu ermöglichen aktiv zu werden wie etwa Spenden sammeln, …
  • Kriegsspiele zulassen, denn Kinder verarbeiten im Spiel: Gemeinsam überlegen, wann es kein Spiel mehr ist.

“Wenn Ihr den Krieg thematisiert, fangt mit dem Frieden an!”

Teilnehmer*innen berichteten von unterschiedlicher Präsenz des Themas “Krieg” in den Kitas. Einige fragten nach, wie sie damit umgehen sollen, wenn Kinder das Thema zwar nicht zeigen würden, die Fachkräfte jedoch den Eindruck hätten, es ist irgendwie da. Lisa Funk wies darauf hin, dass es immer möglich sei, das Thema mit Hilfe von Büchern über Frieden mit den Kindern aufzugreifen.

In der Veranstaltung überlegten die Teilnehmer*innen in Kleingruppen, welche Aktivitäten zur Friedenserziehung in ihrer Kita denkbar sind oder schon umgesetzt werden. Ausgehend von dem Begriff „Friedenserziehung“ äußerten die Fachkräfte aber auch ihre Bedenken: Ist Friedenserziehung mit U3-Kindern überhaupt möglich?

Friedenserziehung verorteten sie zunächst im Bereich Bildung, das als Thema gesetzt und systematisch bearbeitet wird. Als die Teilnehmer*innen jedoch gemeinsam darüber diskutierten und überlegten, was Friedenserziehung eigentlich bedeutet beziehunsgweise welche Ziele damit verfolgt werden, erkannten sie, dass schon mit den unter Dreijährigen Friedenserziehung stattfindet. Fachkräfte begleiten sie bei der Konfliktlösung und zeigen wertschätzende Strategien auf. Kinder und Erwachsene üben sich darin, freundlich miteinander zu sprechen. Kinder lernen, sich sozial kompetent für ihre Interessen einzusetzen. Alle achten darauf, dass niemandem Schmerzen zugefügt werden. Kinder erfahren in ihrer Gruppe verschiedene Meinungen und einen demokratischen Umgang damit, eigene Bedürfnisse zurückzustellen und tolerant zu sein. Fachkräfte können hier ein Vorbild sein. Zum Thema Konfliktbegleitung berichtete ein Teilnehmer*innen, sie würden gute Erfahrungen mit dem „Friedensstock“ machen. Der Friedensstock greift Elemente der gewaltfreien Kommunikation (Gefühle, Bedürfnisse, Wunsch) auf. Auf dem Stock angebrachte Bilder und Worte unterstützen Fachkräfte und Kinder im Konfliktlösungsprozess.

Weitere Informationen finden sich …

Lisa Funk führt auf ihrer Webseite einen Blog und hat hier einen Text eingestellt, der ihren Vortrag zum Großteil wiedergibt: Mit Kindern über Krieg sprechen – Warum Selbstfürsorge und über Frieden sprechen am wichtigsten ist!

Das LAG-Geschäftsstellenteam hat ein Padlet (digitales schwarzes Brett) zum Krieg in der Ukraine erstellt, mit Hinweisen zu Kinderbüchern, Fachinformationen und anderen wichtigen Fragen, die im Zusammenhang mit dem Krieg in Kitas aufkommen können: LAG-Padlet “Krieg in der Ukraine” .