Krippenausbau, veränderte Familienmodelle, Fortbildungen: ErzieherInnen in Krippen müssen immer mehr leisten, um den wachsenden Ansprüchen von Eltern, Trägern und Gesellschaft gerecht zu werden. Parallel dazu steigt bei vielen der Stresspegel – was nicht nur zu Unzufriedenheit führen, sondern mitunter auch die pädagogische Arbeit beeinträchtigen kann. Impulse und Denkanstöße, wie sie sich in diesem Spannungsfeld wappnen, erhielten ErzieherInnen am 27. Oktober 2017 auf dem LAG-Fachtag „Herausforderung Krippenalltag?!“.

Das Thema hat bei Fachkräften ganz offenbar einen Nerv getroffen: Nicht nur waren die 130 Plätze in Kürze ausgebucht. Lebhafte Diskussionen unter den TeilnehmerInnen machten deutlich, wie hoch die Anforderungen an die ErzieherInnen dieser Tage sind.

Positive Aspekte herauspicken

Eine differenzierte Haltung zu den Herausforderungen finden – und schauen, ob sich so nicht auch positive Aspekte abgewinnen lassen: das gab LAG-Geschäftsführer Stefan Dinter den Teilnehmern zu Beginn mit auf den Weg. Was zu den gestiegenen Anforderungen führte und wie man ihnen im U3-Alltag begegnet, fächerte Petra Bernhardt in ihrem Eingangsvortrag auf. Der Bildungs- und Erziehungsplan, der seit 2009 auch für Krippen gilt, spielt laut der Diplom-Pädagogin eine wichtige Rolle. Genauso wie wachsendes Qualitätsmanagement in den Einrichtungen, das Zusammenspiel mit den Kolleginnen, unterschiedliche Trägerkonzepte, die Wünsche der Eltern – und schließlich stehe die individuelle Entwicklung der Kinder im Fokus. Das alles erfordere von der Erzieherin die Fähigkeit, auf verschiedenen Ebenen zu kommunizieren.

Um in diesem anspruchsvollen Umfeld ihre Arbeit gut meistern zu können, sollten die Fachkräfte einiges mitbringen: Kommunikationsfähigkeit eben, aber auch Fachwissen über frühkindliche Entwicklung, Empathie, Reflexionsfähigkeit und vieles mehr. Bernhardt plädierte dafür, nicht das Schwierige an der Arbeit mit Kindern in den Vordergrund zu rücken, sondern das Befriedigende. So lasse sich die eigene Motivation stärken.

Aus ganz Hessen waren die Tagungsteilnehmer in den Saalbau Gallus in Frankfurt gereist. Deren Blick lenkte Bernhard auch darauf, was „gutes“ Verhalten in einer Krippe oder Krabbelgruppe auszeichnet: nämlich das Erkennen der kindlichen Grund- und Alltagsbedürfnisse durch die Bezugsperson – um darauf fußend die eigenen Einflussmöglichkeiten einzusetzen und die Beziehung zum Kind auszubauen. Von Belehrung riet Bernhard hingegen ab. Genauso wie davon, Ü3-Ziele „vorzuverlegen“: Die kognitiven und körperlichen Voraussetzungen seien noch nicht gegeben.

Dialogorientierte Interaktion fördern

Die Bedürfnisse des Kindes wahrzunehmen sorge für Stressreduzierung – beim Kind selbst, aber auch bei der Bezugsperson. Das strahle gleichfalls auf die Atmosphäre in der Einrichtung ab, so Bernhardt. Sie empfahl zudem, stressbehaftete Situationen (Mittagessen!) durch Planung zu entschärfen. Grundsätzlich sollten Bezugspersonen emotionalen Herausforderungen mit dialogorientierter Interaktionen begegnen. Geprägt sei diese nicht nur durch Wertschätzung, Kooperation und Beteiligung. Auch Spiegelung und Rückmeldung zählten dazu. Eine gute Einrichtung, so das Fazit der Diplom-Pädagogin, zeichne sich dadurch aus, die Entwicklungsbedürfnisse des Kindes zu erfüllen und damit seine psychische und körperliche Gesundheit zu erhalten.

In fünf Workshops – alle von ReferentInnen aus der Praxis ausgerichtet – konnten sich die TeilnehmerInnen in der Folge austauschen und ihr Fachwissen vertiefen:

  • Herausforderung Emotionale Verfügbarkeit (Petra Bernhardt, Diplom-Pädagogin)
  • Elternarbeit als Herausforderung im Krippenalltag (Prof. Dr. Christian Oswald)
  • Stress: Eigene Grenzen und wachsamen Umgang wahren (Ute Apolke, Erzieherin, systemische Supervisorin und Coach)
  • Beobachtung und Dokumentation im U3-Alltag (Nicole Kussauer, Bildungs- und Sozialmanagerin B.A.)
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten (Claudia Minoliti, Diplom-Soziologin und Marte Meo Supervisorin)

 

Dieser Fachtag ist Teil unserer Kooperation mit der Stadt Frankfurt im Rahmen des Weiterbildungsprojektes „Qualität für die Arbeit mit den Jüngsten©“. Hier finden Sie weitere Informationen zum