In Jahr 2014 veröffentlichte Wilma Aden-Grossmann ihre Biografie von Monika Seifert, der Initiatorin der 1967 gegründeten „Frankfurter Kinderschule“. Mit der Kinderschule entstand der erste repressionsfreie Kindergarten in Deutschland, eine Zäsur für die pädagogische Landschaft der Bundesrepublik. Der Start der „Frankfurter Kinderschule“ ist zudem als eine der ersten Elterninitiativen Deutschlands ein Meilenstein in der Entwicklung des Spektrums der freigemeinnützigen Träger.

Erziehung im Umbruch

Monika Seifert lehnte die herkömmlichen Kinderbetreuungsangebote der 1960er Jahre, in denen der unbedingte kindliche Gehorsam gegenüber Erwachsenen als offizielles Erziehungsziel mitunter auch mit Gewalt durchgesetzt wurde, strikt ab. Mit dem Konzept der antiautoritären Erziehung begründete sie pädagogische Ideen mit, die heute kaum mehr angezweifelt werden: Eine Eingewöhnungsphase, Lernen durch Angebot und Umgebung, die Orientierung an den kindlichen Bedürfnissen, ja sogar die wohl deutschlandweit ersten Kindergarten-Übernachtungen waren Ergebnisse des neu konzipierten Kinderschul-Alltags.

Das Kind steht im Mittelpunkt

Vermutet man zunächst eine starke zeitgeschichtliche politische Einfärbung der repressionsfreien Pädagogik, so wird in der Biografie deutlich, dass dies bei der Kinderschule nur bedingt der Fall war. Seiferts psychoanalytisch geprägte Sicht auf die Kindheit orientierte sich stets deutlich am Kind selbst. Diese Haltung auch mitunter gegen Vereinnahmungsversuche und heftige Kritik aus dem eigenen Umfeld zu verteidigen und für sie und letztendlich für die Kinder einzustehen, ist das große Verdienst der stets kämpferischen Pädagogin der antiautoritären Erziehung.

Wilma Aden-Grossmann und Monika Seifert

Aden-Grossmann und Seifert verband eine Freundschaft, die auf dem gemeinsamen Studium in Frankfurt am Main, ihren Diskussionen im pädagogischen Arbeitskreis des SDS und schlussendlich der Gründung der Kinderschule beruhte. Diese persönliche Note merkt man der aus zahlreichen Gründen lesenswerten Biografie an. „Monika Seifert – Pädagogin der antiautoritären Erziehung“ ist bei Brandes & Apsel erschienen.

Wilma Aden-Grossmann wird bei der LAG-Veranstaltung „50 Jahre Kinderladenbewegung“ am 25. Oktober 2018 zur Podiumsdiskussion zu Gast sein. Aktuelle Informationen sind auf der LAG-Webseite zu finden: 50 Jahre Kinderladenbewegung – zwischen antiautoritären Wurzeln und demokratischen Flügeln