In jeder vierten Kindertageseinrichtung in Deutschland fehlt laut des Deutschen Jugendinstituts (DJI) dauerhaft Personal. Auf den Fachkraftmangel in Kitas reagiert die hessische Landesregierung und will den Quereinstieg erleichtern. Dafür soll der so genannte Fachkraft-Katalog im Hessischen Kinder- und Jugendhilfegesetzbuch geändert werden. Die LAG freie Kitaträger hat dazu eine Stellungnahme verfasst.

Schild “Willkommen, wir haben geöffnet”: Bald können Menschen als Fachkraft in Kitas arbeiten, die nicht als Erzieher*in ausgebildet sind.

Ministerium plant Öffnung des Fachkraft-Katalogs

Der Fachkraft-Katalog im Paragraf 25b des Hessischen Kinder- und Jugendhilfegesetzbuches soll moderat geöffnet werden. Für diesen Schritt haben die beiden regierenden Parteien in Hessen, CDU und Bündnis 90 / Die Grünen, einen Gesetzentwurf im Landtag eingereicht. Wenn der Landtag dem Gesetzentwurf zustimmt, wird es mehr Menschen möglich sein, als Quereinsteiger*in in die Kindertagesbetreuung einzusteigen.

Die gesetzlichen Änderungen zielen darauf ab, dass

  • der Personenkreis erweitert wird, der für eine Leitungsfunktion in einer Einrichtung oder einer Gruppe in Frage kommt und
  • weitere Berufsgruppen beziehungsweise anders qualifizierte Personen zur Mitarbeit als Fachkraft zugelassen werden, die zuvor nicht als Fachkraft in Kitas arbeiten konnten. Im Gesetzentwurf werden sie als „sonstige Personen“ bezeichnet.

Im aktuellen LAG-Rundbrief haben wir die geplanten Änderungen im Artikel “Kita-Fachkraft werden leicht(er) gemacht” erläutert.

Im Vorfeld des Gesetzentwurfs hatte das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) Verbände und Trägervertreter*innen eingebunden, Lösungsansätze für den Fachkraftmangel zu erarbeiten. In Vordergrund stand hierbei, Kita-Teams zu entlasten und Personallücken so schnell wie möglich zu schließen. Der Vorschlag des HMSI, den Fachkraft-Katalog zu erweitern, wurde von den meisten Verbänden und Trägervertreter*innen unterstützt.

Mehr Personal wäre gut, aber …

Für die LAG freie Kitaträger ist es zunächst eine sinnvolle Maßnahme, den Fachkraft-Katalog für weitere Berufsgruppen und Personen zu öffnen. So haben wir es in unserer Stellungnahme zum Gesetzentwurf auch formuliert. Aus unserer Beratungspraxis heraus wissen wir, dass Personalmangel eines der größten Belastungsfaktoren für Teams und Leitungskräfte ist. Daher kann es sein, dass es für Träger nun etwas einfacher wird, Personal für offene Stellen zu finden.

Andererseits sind die Personen, die nun als Quereinsteiger*innen als Fachkraft in Kitas arbeiten dürfen, keine professionellen Erzieher*innen. Ob und welchen Effekt die Erweiterung des Fachkraft-Katalogs auf die Qualität der pädagogischen Arbeit in den Kitas haben wird, ist noch nicht abzusehen. Zusätzlich zu den neuen Möglichkeiten, Personal zu finden, wird es vor allem darauf ankommen, was die Landesregierung flankierend tun wird, um Leitungskräfte und Teams zu entlasten. Mehr Heterogenität in den Teams stellt vor allem Leitungskräfte vor neue Herausforderungen. Es braucht zeitliche und finanzielle Ressourcen für Leitung, um mit den unterschiedlich qualifizierten Kolleg*innen an einem gemeinsamen pädagogischen Verständnis und einer Haltung zu arbeiten.

LAG bei Anhörung im Landtag

Bei der Anhörung im Hessischen Landtag am 15. Juni wird der LAG-Geschäftsführer Stefan Dinter unsere Stellungnahme vertreten. Wir gehen davon aus, dass der Hessische Landtag dem Gesetzentwurf, so wie er vorliegt, noch im Sommer zustimmen wird. Gut ist, dass das HMSI die Öffnung des Fachkraft-Katalogs evaluieren möchte. Auch sollen Kita-Teams und Leitungen zusätzliche Unterstützung erhalten, damit die multiprofessionelle Zusammenarbeit gut gelingt. In welcher Form diese zusätzlichen Maßnahmen bereitgestellt werden, ist noch nicht bekannt. Wir berichten, sobald wir Näheres wissen.

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